Anahita Sadighi
Forough Alaei & Kiana Hayeri – Woman's Land
Schlüterstraße 16, 10625 Berlin
Die Galerie Anahita Sadighi präsentiert internationale zeitgenössische Künstler:innen und antike Kunst. Im Vordergrund der kuratorischen Arbeit steht der multidisziplinäre Dialog zwischen herausragenden Künstler:innen unterschiedlicher Generationen, Medien, Epochen und Herkunft. Darüber hinaus lädt die Galerie regelmäßig zu Kulturveranstaltungen rund um Musik, Literatur, Performance und aktuellen gesellschaftlichen Diskursen ein.
exhibition
Die Ausstellung Woman’s Land bringt die Arbeiten von Forough Alaei und Kiana Hayeri in einen spannungsvollen Dialog, um die Mechanismen der Polarisierung zu reflektieren und neue Perspektiven auf Konflikt und Wandel aufzuzeigen. Beide Künstlerinnen wurden von LOBA gewürdigt – Kiana Hayeri als Gewinnerin, Forough Alaei als Shortlist-Künstlerin – und setzen mit ihren Arbeiten ein starkes Zeichen für Widerstand, Identität und den Kampf um Selbstbestimmung.
Forough Alaei (*1989) beleuchtet mit farbenfroher Bildsprache die stillen Rebellionen und die Kraft der Veränderung im Iran. Seit dem gewaltsamen Tod von Mahsa Amini im Jahr 2022 erhebt eine neue Generation iranischer Frauen ihre Stimme. In ihrer Serie Underneath the Calm Streets of Iran dokumentiert Alaei Frauen, die gesellschaftliche Zwänge hinter sich lassen und inspirieren. Ob Tänzerin, Motorradrennfahrerin oder Automechanikerin – ihre Protagonistinnen fordern gesellschaftliche Normen heraus und gestalten aktiv den Wandel.
Alaeis Bildästhetik ist geprägt von starken Farben, gleißendem Licht und intensiven Kontrasten – eine visuelle Sprache, die den rebellischen Geist und die Vorwärtsgewandtheit dieser Frauen unterstreicht. Ihre Arbeit zeigt, dass sich Wandel nicht immer in großen Revolutionen äußert, sondern oft in kleinen, mutigen Schritten Einzelner beginnt. Durch Tabubrüche und kleine Schritte entstehen Aufbrüche, die Hoffnung für eine neue Generation wecken.
Kiana Hayeri (*1988) dokumentiert das Leben afghanischer Frauen vor und nach der Rückkehr der Taliban – ein Alltag, der von Hoffnung und Freiheit geprägt war, bevor er in Unsicherheit und Einschränkungen umschlug. Nach dem Abzug der westlichen Truppen im Sommer 2021 sah sich das Land mit einem dramatischen Rückschritt konfrontiert: Frauenrechte, Meinungsfreiheit und Zugang zu Bildung wurden innerhalb weniger Tage zerstört.
Mit ihrer preisgekrönten Serie Promises Written on the Ice, Left in the Sun gibt Hayeri denjenigen eine Stimme, die in der medialen Berichterstattung oft übersehen werden. Ihre Bilder erzählen Geschichten von Verlust und Resilienz, von mutigen Protagonistinnen, die trotz widriger Umstände ihre Würde bewahren. Ihr Werk zeigt die Lebensrealität der Frauen, die im Schatten eines jahrzehntelangen Kriegs bestehen mussten. Gleichzeitig hinterfragt Hayeri mit ihrer Arbeit eindimensionale und oft verzerrte Narrative und macht auf die Dualität menschlicher Existenz aufmerksam – wo Widerstandskraft und Verletzlichkeit nebeneinander existieren. Ihr Projekt geht über reine Dokumentation hinaus – es ist ein eindringliches Zeugnis der Würde und Stärke jener Frauen, die trotz anhaltender Konflikte nach Selbstbestimmung streben.
Beide Positionen machen deutlich, wie Bilder Brücken bauen und zugleich als Werkzeuge des Widerstands wirken können. In ihrer Gegenüberstellung zeigen die Fotografien, dass in der Spannung zwischen Furcht und Mut, Verzweiflung und Hoffnung die Essenz menschlicher Stärke liegt. Woman’s Land ist eine Hommage an die unbeugsame Kraft des weiblichen Widerstands.
