Galerie Max Hetzler
Rineke Dijkstra
Bleibtreustraße 45, 10623 Berlin
Galerie Max Hetzler is a global contemporary art gallery representing over sixty artists across six spaces in Berlin, Paris and London, with an exhibition space and artist residency in Marfa. Established in Stuttgart in 1974, in its early years the gallery championed the generation of influential German artists emerging at the time including Albert Oehlen, Günther Förg and Martin Kippenberger and their international counterparts Christopher Wool, Jeff Koons, Robert Gober …
exhibition
Rineke Dijkstra, eine der angesehensten Fotografinnen der Gegenwart, erlangte in den frühen 1990er Jahren internationale Bekanntheit durch ihre Porträtserien von Teenagern und jungen Erwachsenen. In ihren Fotografien und Videoarbeiten baut sie eine enge Verbindung zu den gezeigten Personen auf und hält deren Menschlichkeit durch individuelle Details, wie einen direkten Blick oder eine charakteristische Geste fest. Dijkstra begleitet einige ihrer Modelle über Jahre, um eine vertrauensvolle Beziehung aufzubauen.
Die Werke der Künstlerin verkörpern das Menschsein durch universelle Aspekte wie Unsicherheit, Neugier und Verletzlichkeit. Obwohl die Fotografien durch ihre Natürlichkeit einen spontanen Charakter haben, ist der technische Entstehungsprozess aufwändig, da die Künstlerin eine analoge Großformatplattenkamera mit Stativ verwendet. Die dadurch erforderliche Konzentration, sowohl der Künstlerin als auch der Porträtierten, lässt eine intensive und intime Atmosphäre entstehen. Die dargestellten Personen, darunter Jugendliche, Schulkinder, Clubbesucher*innen, Badende, Emigrant*innen und Mütter, vereint die grundlegende Suche nach Identität.
Die aktuelle Ausstellung präsentiert Fotografien aus verschiedenen bekannten Serien von Dijkstra, wie ‚Beach Portraits‘, ‚The Buzz Club‘, ‚New Mothers‘, ‚Streets‘ und ‚Parks‘. Während einer zweijährigen Durchsicht ihres Archivs erlangte die Künstlerin einen neuen Blick auf ihr Werk und veröffentlichte daraufhin zuvor nie gezeigte Arbeiten. Dabei konzentrierte sie sich unter anderem auf Aufnahmen von Duos oder Gruppen und die Frage, wie die Beziehung zwischen Menschen sichtbar wird. Ihre Protagonist*innen tragen Partnerlook, posieren ähnlich, halten sich an den Händen oder scheinen gerade durch ihre so offensichtlichen Unterschiede verbunden zu sein. In jedem Bild zeigt sich, je nach Art des Ausdrucks, eine charakteristische Spannung. Die Individualität der einzelnen Personen manifestiert sich in diesen Werken insbesondere in ihrer Beziehung zu anderen. Kolobrzeg, Poland, July 25, 1992, 2023, aus der ‚Beach Portraits‘– Serie, zeigt sieben Mädchen in Badebekleidung vor einem minimalen Hintergrund von Meer und Himmel. Frontal in die Kamera blickend, strahlen sie gleichzeitig jugendliche Leichtigkeit, als auch Unsicherheit aus. Veränderung und die damit einhergehenden extremen gegensätzlichen Emotionen sind auch im Werk Tia, Amsterdam, June 23, 1994, 2024, zu erkennen, das eine Mutter mit ihrem Neugeborenen zeigt. In den Werken der Serie ‚The Buzz Club‘ untersucht Dijkstra die Bedeutung von selbstauferlegten Uniformen. Julia, Amsterdam, March 7, 2022, 2024, basiert auf dem Gemälde des 17. Jahrhunderts De Briefschrijfster, 1655, von Gerard ter Borch. Sowohl in dem Werk von Borch als auch von Dijkstra sind die Protagonistinnen, scheinbar die Außenwelt vergessend, vollkommen in ihrer Tätigkeit versunken. In das Schreiben eines Briefes oder das Leuchten eines Telefons vertieft, werden sie in einer intimen Atmosphäre gezeigt, die sich ganz auf sie konzentriert. Dieser Effekt wird durch die chiaroscuro (hell-dunkel) Technik verstärkt, deren Ästhetik Dijkstra hier in die Fotografie übersetzt.
Mit einer einzigartigen Bildsprache interpretiert Dijkstra das Genre des Porträts neu. Durch ihr besonderes Auge für Details werden in ihren Fotografien subtile Nuancen und Emotionen transportiert. Dabei erzählt jede Arbeit eine eigene Geschichte. „Ich möchte keine Pose in der die Personen versuchen, einem bestimmten Bild zu entsprechen, das sie zu kontrollieren versuchen und das nur die Absicht zeigt, wie sie wahrgenommen werden möchten,“ erklärt sie. „Was sie von Natur aus haben ist für mich sehr viel interessanter.“1 Werke von Rineke Dijkstra werden in Einzelausstellungen in der Berlinischen Galerie, Berlin, Eröffnung 8. November 2024, und dem Städel Museum, Frankfurt am Main, Eröffnung 13. Dezember 2024, gezeigt. Rineke Dijkstra (geb. 1959, Sittard, Niederlande) lebt und arbeitet in Amsterdam.